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You're never too young to be a dirty old fan

Die Sonntagsmörder


Mit Musikern verhält es sich bisweilen wie mit Müttern, denen man einen Floh ins Ohr gesetzt hat: Du erzählst deinen Kindern immer so schöne Gute-Nacht-Geschichten, schreib doch mal ein Kinderbuch. Meistens kommt dabei aber wenig raus, weil das Erzählen einer Geschichte und ihre Niederschrift zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Die eine oder andere Anekdote, die man im Freundeskreis zum Besten gibt, mag ja ganz lustig sein, doch um einen Roman über eine Band zu schreiben, bedarf es eben nicht nur ein paar lustiger Erlebnisse auf Tournee, im Studio oder mit Plattenfirmen.
Im Gegensatz zu vielen erst kürzlich erschienenen eBooks, auf die sich diese Vorbemerkung bezieht, hat Paul Lukas seine Erfahrungen als Bassist und Mitbegründer von Element of Crime in seinen Roman „Vinyl“ (Milena) zwar auch einfließen lassen, aber er hat eben nicht nur Anekdoten aneinandergereiht, sondern einen Roman geschrieben, der von der Liebe eines Bassisten zu einer psychisch gestörten jungen Frau handelt, die überall, wo sie auftaucht, nur Chaos hinterlässt. Ein ums andere Mal hält sie ihn davon ab, mit seiner Band, den Sonntagsmördern, Karriere zu machen, und stellt sein ohnehin nicht gerade wohl geordnetes Leben gehörig auf den Kopf. Wie schon „Herr Lehmann“, das Romandebüt des Element-of-Crime-Sängers Sven Regener, spielt auch „Vinyl“ in Westberlin vor dem Fall der Mauer, an dessen Klasse reicht Lukas’ zweiter Roman jedoch leider nicht ganz heran.

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