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Inside the Chelsea Hotel


Das Chelsea Hotel Ecke Twenty-third Street/ Seventh Avenue in New York, 1884 gebaut, war unter Schriftstellern, Künstlern, Filme- machern und Musikern lange Zeit die Adresse schlechthin. Hier lebten sowohl Mark Twain, Thomas Wolfe und Tennessee Williams als auch Patricia Highsmith, Paul Bowles und Ernest Hemingway, Vladimir Nabokov und Arthur Miller (nach der Trennung von Marilyn Monroe). Bette Davis und Jane Fonda wohnten im Chelsea ebenso wie die Pop-Art- Künstler Willem de Kooning, Roy Lichtenstein und Robert Rauschenberg.

William Burroughs vollendete „Naked Lunch” im Chelsea, Arthur C. Clarke schrieb das Drehbuch zu „2001 – Odyssee im Weltraum” und Milos Forman arbeitete am Film „Einer flog übers Kuckucksnest”. Die Opernregisseurin Katherine Dunham ließ „Aida” im Foyer proben – mit echten Löwen. Und Andy Warhol drehte hier den Film „Chelsea Girls”. Warhol, der – wie viele andere Künstler auch – seine Mietschulden mit Bildern beglich, die lange Zeit in der Eingangshalle hingen, war es schließlich auch, der das Chelsea der Rockszene öffnete. Nico zog es hierher und Jimi Hendrix, Frank Zappa und Buddy Miles, Patti Smith und Johnny Thunders. Die Beach Boys, Procol Harum und Grateful Dead, The Band, Soft Machine und MC5, Buffalo Springfield und Pink Floyd, die Allman Brothers und The Mamas And The Papas trugen sich in die Gästeliste ein. John Lydon wohnte nach dem Split der Sex Pistols monatelang auf Kredit im Chelsea. Und in Room Nr. 100 starb Nancy Spungen, die Freundin des Sex-Pistols-Bassisten Sid Vicious, der sie vermutlich im Drogenwahn erstochen hat.

Bob Dylan schrieb hier die Songs für „Blonde On Blonde” und erinnerte sich 1975 im Song „Sara“, wie er sich „tagelang im Chelsea verkrochen“ und „Sad Eyed Lady Of The Lowlands“ für seine Frau geschrieben habe. Leonard Cohen verfasste „Chelsea Hotel No. 2“, einen bitterbösen Abschiedsbrief an Janis Joplin, mit der er Sex im Fahrstuhl hatte. Jefferson Airplane besangen „The Third Week At The Chelsea Hotel“ und Joni Mitchell beschwor den „Chelsea Morning“ – diesem Song verdankt die Tochter des ehemaligen US-Präsidenten, Chelsea Clinton, ihren Namen. Warum das Hotel unter Künstlern so beliebt war, erklärte der Portier Gene Winsfield mit seiner einzigartigen Atmosphäre. Die sei eben „so kreativ, dass hier sogar Nutten schwanger werden“.

Sherill Tippins hat nun die ganze Geschichte des zur Zeit wegen Renovierung geschlossenen Hotels aufgeschrieben. Ihr Buch über das Chelsea Horror Hotel (so der Titel eines Romans von Dee Dee Ramone), das von Barbara Muerdter auf popkontext.de ausführlich und kompetent vorgestellt wird, wartet allerdings noch darauf, übersetzt zu werden.

 

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