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You're never too young to be a dirty old fan

Erinnerungen von jenseits des Grabes

New Orleans sei ein wunderbarer Ort, manchmal passierten dort aber seltsame Dinge, erzählte Willy de Ville gerade Samuel Hieronymus Hellborn, als ein blinkender Polizeiwagen mit einer laut aufheulenden Sirene auftauchte und vor St. Peter’s Guesthouse mit quietschenden Bremsen hielt:

„Vor dem St. Peter’s hatte sich schnell eine kleine Menschenmenge versammelt, um zu checken, was zum Teufel da gerade passiert war. Auch wir waren aufgestanden und wollten mal gucken gehen, was dort los war, als Royce, der Hotelmanager, sich zu uns durchdrängelte und Willy etwas verärgert fragte: ,Hast du uns diesen Typen geschickt?’
Willy hatte keine Ahnung, von wem er sprach: ,Wen meinst du?’
,Na, diesen Rockstar aus New York. Er heißt Johnny Thunders.’
Willy war ehrlich überrascht: ,Ich wusste nicht mal, dass er überhaupt in der Stadt ist.’
Wir folgten Royce und fanden Johnny Thunders in Embryonalstellung zusammengekrümmt auf dem Boden seines Zimmers liegen. Überall lagen Münzen, japanische Banknoten und Klamotten herum. In der Toilette schwamm eine Spritze. Und das Zimmermädchen erzählte uns, dass Johnny am Abend zuvor angekommen und kurz darauf zum Pound Sterling gegenüber gegangen war, wo er ,diese beiden Typen’ traf, die ihm wohl Drogen verkauft hatten.
Willy kannte die beiden: ,Echter Abschaum von der Straße. Die haben ihm bestimmt Acid als Koks verkauft, und um wieder runterzukommen hat er dann das Methadon genommen.’
Er war lange genug Junkie, um die Situation schnell deuten zu können, tippte mit dem Schuh gegen zwei leere Methadonschachteln und meinte zu mir: ,Das hätte ausgereicht, um das gesamte French Quarter zu killen.’
Johnny sah fürchterlich aus. Seine Wangen waren eingefallen, am ganzen Körper hatte er gelbliche Geschwüre, Eiterpusteln und Abszesse, und seine Füße waren mit blauen Flecken übersät. Die Leichenstarre hatte bereits eingesetzt und seinen Körper zu einem U verformt, sodass es den Cops schwer fiel, ihn in den Leichensack zu bekommen und abzutransportieren.”

Samuel Hieronymus Hellborn sorgte dafür, dass es in den Nachrufen auf Thunders, der heute vor 25 Jahren gestorben ist, hieß, er habe seine Gitarre im Arm gehalten, als er gestorben sei — und starb anschließend selbst tausend Tode. Mehr darüber in seinen „Memoiren eines Rockstar-Mörders”.

 

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