skaichannel

You're never too young to be a dirty old fan

Please kill me

Die erste – gebundene – Ausgabe von „Please Kill Me“ erschien 1996 bei Grove Press. In der Rubrik „Handelnde Personen“ wimmelte es allerdings nur so von Fehlern. Jim Marshall – Mitbesitzer der Lakeside Lounge, Manager der Prissteens, DJ beim Sender WFMU und Kolumnist der Zeitschrift „High Times“ – hatte zwar alle Fakten überprüft, in der Hektik der Endproduktion wurde jedoch statt der von ihm bearbeiteten Version eine völlig fehlerhafte Rohfassung abgedruckt, in der beispielsweise Jac Holzman als gestorben aufgeführt wurde – was er zum Glück nicht ist.
Insbesondere bei ihm entschuldigten sich Legs McNeil und Gillian McCain in der 1997 bei Penguin erschienenen Taschenbuchausgabe. Um diesen groben Schnitzer wieder gut zu machen, erweiterten sie die Penguin-Ausgabe außerdem um einige zusätzliche Seiten ihrer Lieblingsstories, die auf dem Fußboden des Schneideraums liegen geblieben waren; diese Bonus-Seiten wurden auch in die hiermit nun vorliegende deutschsprachige Ausgabe übernommen.
Erzählungen, auf die McNeil und McCain hätten zurückgreifen können, gab es nicht, als sie die mündlich überlieferten Geschichten des Punk sammelten. Sie mussten erst einen gigantischen Materialfundus in Form von 500 Stunden Original-Interviews anlegen, um alle Grundlagen abzudecken. Diese Methode der Geschichtsschreibung und Form der Montage erregte nicht nur in den USA und in England Aufsehen. Von Jürgen Teipel wurde sie für „Verschwende Deine Jugend”, seinen Doku-Roman über den deutschen Punk und (die) New Wave, übernommen, ohne dass er auf die Urheber und Ideengeber verwies.
Eine umso größere Herzensangelegenheit war es dem Hannibal Verlag, endlich auch das Original zugänglich zu machen. Für Esther und Udo Breger, die diese unzensierte Geschichte des Punk kongenial übersetzt haben, war es zudem ein lehrreiches Vergnügen. Und für mich als Lektor der deutschsprachigen Ausgabe ein Amüsement, das mich auch an meine Jugend denken ließ, als ich selbst ein „Punk vom Dienst” war und euphorisch dem schon damals legendären „Punk”-Magazin nacheiferte. So schließt sich der Kreis.

Die Geschichte der Punkszenen von Düsseldorf, Hamburg und Berlin hat Jürgen Teipel erfolgreich in ,Verschwende deine Jugend’ sich selbst erzählen lassen, da wird es höchste Zeit, dem deutschen Leser die ,Originalvorlage‘ zugänglich zu machen, die ausufernde, atemberaubende, unfassbare Geschichte der New Yorker Szene, die für die ‘Erfindung‘ von Punk und New Wave ebenso entscheidend war wie die in London. Ein grandioses, unersetzliches, in seiner historischen Bedeutung mit den Leitfossilien der Epoche(n) selbst zumindest vergleichbares Buch.
musikexpress

In ihrer Mega-O-Ton-Bibel haben Legs McNeil und Gillian McCain zahllose amüsante, schockierende, aber immer äußerst demaskierende Aussagen von alten Recken wie Iggy Pop, Patti Smith, Lou Reed, Nico und vielen anderen entweder selbst eingeholt oder aus alten Quellen erschlossen und in chronologischen Kapiteln aneinandergereiht. Aus diesem nicht abreißenden Strom von geschickt zusammenmontierten Äußerungen erschließt sich so das höchst persönliche, hundertfach subjektiv multiplizierte Bild einer Szene bzw. einer ganzen Ära.
Sonja im ORF am 24.02.04

 

 

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