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You're never too young to be a dirty old fan

Return of Frau Krause

Eigentlich mag ich keine Comeback- oder Revival-Konzerte von Bands, die ich früher, in meiner zweiten Jugend, mal live gesehen und geil gefunden habe. Entweder, weil ihre Songs ihr Verfallsdatum längst überschritten haben, oder weil ich mir sie irgendwann übergehört hatte. Nur einmal habe ich das bereut: als ich in den 90ern nicht zu Velvet Underground gegangen bin, um mir meine Erinnerungen nicht zu versauen. Als Der Moderne Man nun erstmals nach ca. 35 Jahren im Hamburger Hafenklang aufgetreten ist, war das ähnlich. Ich bin aber trotzdem hingegangen, um alte Freunde wiederzusehen, schließlich war Der Moderne Man einst auch auf meinem Label No Fun Records, und mit der Rhythmusgruppe Felix Wolter (Schlagzeug) und Jens Gallmeyer (Bass) konnte ja auch nichts schiefgehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Idee, nach all den Jahren noch einmal aufzutreten, hatte EKT gehabt, ihr Gitarrist, der am Samstag 60 wurde (herzlichen Glückwunsch nachträglich!) und sich wie gewohnt mit aller Leidenschaft durchs Programm schrubbte. Gallmeyer könnte mittlerweile, was sein Aussehen und Outfit betrifft, auch bei Kraftwerk auf der Bühne stehen. Felix, inzwischen ein angesehener Remixer und Dub-„Experte“, drosch die Band so präzise und druckvoll wie eh und je voran. Und mein Freund Mattus aka Martin Simons, längst Architekt von Beruf, sang zu meiner Freude viel souveräner, gelöster und selbstbewusster, als ich ihn in Erinnerung hatte. André Luth, dem Manager von Fettes Brot, ging es ähnlich: er fand Martin (wie er in Hamburg heißt) so cool, als würde er gerade vor Bauherren einen Power-Point-Vortrag halten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ihren besten Song „Baggersee“, der seltsamerweise nicht auf ihrem CD-Gesamtwerk enthalten ist, haben sie leider nicht gebracht, dafür aber mit dem „Disco-Lied“ angefangen („Heute Abend mache ich mich schick, da geh ich in die Diskothek“) und mit „Gib mir den Tod“ aufgehört. Das Publikum, darunter viele alte Säcke wie ich und kaum junges Volk, war jedenfalls ebenso begeistert wie der „Spiegel“-Autor Christoph Dallach (den ich aber auch überall treffe, wenn ich mal ausgehe), Mattus’ Frau Annette aka Bärchen und der Milchbubi-Bassist Kai Nungesser oder das Duo Sonnenbrandt (das ich auch schon lange nicht mehr gesehen hatte).

Veteranentreffen? Keine Frage. Das Konzert war ausverkauft. Nur kannte ich kaum einen. Und vielleicht war das ja auch gut so. So konnte man seinen Spaß haben, ohne ständig über „damals“ reden zu müssen.

Demnächst will Der Moderne Man noch einmal auftreten — in Hannover. Wenn ich dann gerade in der Stadt sein sollte, werde ich wohl wieder hingehen. Und vielleicht schauen dann ja auch der Hubert mit dem Surfbrett und die Helga vorbei.

Vielen Dank, Haiko Herden, dass du mir die Fotos für diesen Eintrag zur Verfügung gestellt hast.

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