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You're never too young to be a dirty old fan

Alles nur geträumt

Alles nur geträumt - Buchcover

Als die Neue Deutsche Welle vor 30 Jahren über die Ufer schwappte, wurde sie von den Medien und Plattenfirmen, die ihr künstlerisches Potential total verkannten, zunächst boykottiert und bekämpft. Erst als aus der neuen Musik, die ihre Ursprünge dem Punk verdankte, Tanzmusik mit deutschen Texten geworden war, die sich auch ohne ihre Hilfe wie geschnitten Brot verkaufte, wachte die Musikindustrie auf und vermarktete die Bewegung bis zum Exitus.Bands wie Ideal, Nena oder Trio rollten die Hitparaden von unten auf und landeten auch in England und Amerika auf den ersten Plätzen der Charts. Und der Einfluss auf spätere Musikstile wie Fun-Punk, Hamburger Schule oder deutschen HipHop und Musiker wie Die Ärzte oder Wir sind Helden ist nicht zu überhören — und eine kritische Hommage wert.

  • Nominiert für den Award for Excellence in Historical Recorded Sound 2010 der Association for Recorded Sound Collections.

Hollow Skai legt ein amüsantes Buch über die Neue Deutsche Welle vor: Wann ging es los? Wer gehörte dazu? Wer ganz sicher nicht? Und wie war das damals noch gleich, bei der Silvesterparty im Öko-Café? … Hollow Skais Buch liefert Unmengen an lustigen Anekdoten, sorgsam zusammengetragenen Fakten und herrlich viel unnützes Wissen. Oder wer wusste schon, dass Nena und Iggy Pop eine Leidenschaft fürs Staubsaugen teilen?
Spiegel Online

In einem großen Spannungsbogen zeichnet Skai nach, wie sich aus dem Untergrund eine Musik entwickelte, die es nirgendwo sonst auf der Welt gab mit ihrem kruden Anspruch, sich bewusst nicht zum Anhängsel der angloamerikanischen Rock-Punk-Tradition machen zu lassen. Sie dominiert für zwei kurze Sommer sogar die Hitparaden – obwohl sich Dieter-Thomas Heck noch 1983 weigerte, Geier Sturzflug in seiner Sendung anzusagen. Da die NDW kein Zentrum hatte, widmet der Autor den Szenen in Düsseldorf, Hamburg, Hannover und Berlin detaillierte historische Abrisse, wobei der Werdegang der Bands nachgezeichnet und ihr künstlerischer Anspruch beleuchtet wird. Exkurse über den Umgang mit Nazi-Symbolen und der deutschen Sprache runden das Bild ab. Das ist alles kenntnisreich und leicht verständlich gehalten, weshalb Alles nur geträumt als Lektüre für jene unverzichtbar ist, die längst vergessen haben oder gar nicht wissen können, woher die entscheidenden Impulse für den musikalischen Aufbruch kamen und wer sie gesetzt hat.
Der Tagesspiegel

Auf 250 Seiten erzählt Hollow Skai als Dabeigewesener von den ersten Zuckungen des Punk in Deutschland, von empörten Spiegel-Titelstorys, vom Hass linker Spießer auf die Punks, von frühen Versuchen der Musikindustrie, Punk kommerziell auszubeuten, der Selbstorganisation einer kleinen, auf ein paar Städte konzentrierten Szene, von der unglaublichen Kreativität, die aus Punk geboren wurde und die zu Bands wie Einstürzende Neubauten, Der Plan, DAF, Fehlfarben etc. führte … Skai zeigt auf, welche Auswirkungen die Entwicklungen im Vorfeld hatten, wie die Verarschung vieler Bands durch die Majorlabels das Musikbusiness veränderte — bis heute. Deshalb ist >Alles nur geträumt< ein vorzügliches, nicht nüchtern-journalistisches Buch, dessen Autor auch mal polemisch wird, der aus eigener Erinnerung erzählt, unterfüttert mit Interview-Passagen der damaligen Protagonisten. Unbedingt lesenswert!
Ox-Fanzine

Der Autor schreibt wie seine Helden vor 30 Jahren sangen — eigenwillig und respektlos, gerade der trittbrettfahrenden Pop-Konkurrenz gegenüber.
WDR

Hollow Skai beschreibt die Entwicklung der Neuen Deutschen Welle und erzählt Geschichten aus der Sicht des Chronisten und Machers, der dabei war. Manches gerät dadurch etwas subjektiv, aber eben authentisch. Ein Stück deutscher Popgeschichte zwischen Buchdeckeln.
SWR

In spannenden Anekdoten folgt Skai der Entstehung der Bewegung … glänzt mit einem enormen Hintergrundwissen, das er sich nicht zuletzt als direkter Beobachter der Szene erworben hat … Das Buch liest sich überaus unterhaltsam und es tut gar nicht weh, sich durch zig Seiten mit Bandnamen zu schlagen, von denen man als unbedarfter Musikliebhaber so gut wie noch nie etwas gehört hat … soll jedoch nicht nur der Vergangenheitsbewältigung von Enddreißigern und Neuvierzigern dienen. Vielmehr wird es zum hilfreichen Nachschlagewerk hinsichtlich der vielleicht wichtigsten Epoche deutschsprachiger Musikgeschichte … Wer sich nicht damit abfinden will, dass Oliver Geissen und das Konfetti-Musical Ich will Spaß die Deutungshoheit über die NDW-Ära gewinnen, sollte sich dieses Buch zulegen.
Musicheadquarter

Hollow Skai führt scheinbar unüberwindbare Gegensätze wie Hedonismus und Widerstand, Kunst und Kommerz, Anarchismus und Ideologie zusammen.
Schädelspalter

Man kann bei Skai erahnen, dass der beste Punk eben keiner war, sondern ein Aufstand gegen die Blödiane in Kultur und Gesellschaft.
Junge Welt

 

 

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3 Kommentare

  1. Habe gestern das NDW-Buch von Dir als Billigangebot im 2001-Laden gekauft.
    Ich erinner’ mich noch gut an die – für SOUNDS-Verhältnisse überraschend hellsichtige – tolle Besprechung der ersten IDEAL-LP von Dir (Seite 133 in “Alles nur geträumt”). Und ich war entzückt, damals (war’s im Dezember ’80?). Immerhin: die SOUNDS !
    Da konnten wir ja noch nicht ahnen, dass in den nächsten Wochen unsere Scheiben in jeweils 10.000er bis 50.000er Pressungen weggingen. Die Vertriebsfirma (Austrophon) wollte im Oktober ’80 als Erstauflage dreihundert Exemplare fertigen(!), bis ich ihnen sagte: Hey, ich alleine brauche 300 für die Bemusterung deutscher Journalisten …und man presste dann tatsächlich eintausend.

    Die Schilderung im Buch ist recht stimmig, nur eins ist bei der IDEAL-Geschichte nicht ganz korrekt:
    “verkaufte Schulze die Band … an die WEA … behielt aber alle Rechte am ersten Album, das letztlich für mehr als 500.000 abgesetzte Exemplare mit Platinausgezeichnet wurde.”
    Klaus Schulze behielt nicht die Rechte am ersten Album: auch die gingen per Vertrag an die WEA. Ich allerdings (Entdecker, Produzent und Verleger :-) behielt die Verlagsrechte an den Titeln unseres ersten IDEAL- Albums.

    Beste Grüße
    Klaus D.Mueller
    Berlin

  2. Ich möchte noch einen Schreibfehler zur “Hamburger Schule” korrigieren: die Band heißt richtig “Die Braut haut INS Auge”, nicht aufs Auge! :-) Geben wir mal einfach dem Lektor die Schuld….. ;-) LG Caren

  3. @Caren: Ach, das nehme ich auf meine Kappe. Ich weiß doch, wie die Band heißt. Aber vielen Dank für den Hinweis.