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You're never too young to be a dirty old fan

Why is it always this way?

Joey Ramone sah mit seinen langen Haaren und der Brille nicht gerade aus wie der Prototyp eines Punk, doch von denen wurde er Zeit seines Lebens verehrt, als hätte er den Hochgeschwindigkeits-Rock im Alleingang erfunden. Als er am 15. April 2001, kurz vor seinem fünfzigsten Geburtstag, starb, ging die Nachricht von seinem Tod um die Welt, als sei ein Präsident verschieden.
Mit ihm auf Tour zu gehen, und die Ramones waren von 1974 bis zu ihrer Auflösung 1996 nahezu permanent auf Tour, war alles andere als einfach. Nicht nur, weil sein Gitarrist Johnny Ramone ihm die große Liebe seines Lebens ausgespannt hatte, woraufhin die beiden jahrelang nicht miteinander sprachen, gleichwohl aber weiterhin fast jeden Tag zusammen im Tourbus saßen und jeden Abend gemeinsam auf die Bühne gingen und ein musikalisches Kettensägenmassaker sondergleichen veranstalteten.
Joey Ramone litt auch unter einer ominösen Zwangsstörung, weshalb er Dinge immer zwei Mal berühren musste. Einmal, gerade in London gelandet, wollte er gar sofort wieder zurück nach Hause fliegen, um noch ein Mal durch seine Wohnungstür zu gehen.
Zu allem Überfluss hatte er auch noch Lymphdrüsenkrebs, was er den Ramones aber jahrelang verschwieg. Erst nach der Auflösung der Band 1996 unterzog er sich einer Chemotherapie, die zunächst gut bei ihm anschlug. Doch dann rutschte er im Dezember 2000 vor seinem Apartment im New Yorker East Village aus und brach sich die Hüfte.
Den Sturz hätte er leicht vermeiden können, wenn er seine fünfzehn Jahre alte Brille mal durch eine neue ersetzt und erkannt hätte, dass der Gehweg vor seiner Wohnung in der 9th Street total vereist war. Die Medikamente, mit denen er den Krebs bekämpfte, hatten seine Knochen zudem noch fragiler gemacht, weshalb er sie nach dem Sturz zunächst einmal absetzen musste. Mit dem Resultat, dass der Krebs wieder die Oberhand gewann und Joey schließlich am Ostersonntag 2001 starb. In der Stunde seines Todes spielte ich ihm den U2-Song »In A Little While« vor.

Auszug aus:  „Samuel Hieronymus Hellborn — Die Memoiren eines Rockstar-Mörders“, aufgeschrieben von Hollow Skai

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