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You're never too young to be a dirty old fan

Hellborn über Michael Jackson

Heute vor sieben Jahren wurde Michael Jackson offiziell für tot erklärt. Samuel Hieronymus Hellborn hatte ihn 1988 bei einem Abendessen anlässlich seines Auftritts in Hannover kennengelernt und war von ihm 2009 um Hilfe gebeten worden. In deinen „Memoiren eines Rockstar-Mörders“ erinnert Hellborn sich voller Hochachtung an ihn:

Ein paar Monate vor Maybellenes achtzehntem Geburtstag rief mich schließlich der King of Rock, Pop & Soul persönlich an — Michael Jackson. Er hatte sich verpflichtet, in London fünfzig Shows zu geben, die bereits nach einem Tag alle ausverkauft waren. Fans aus aller Welt wollten ihn noch ein letztes Mal live sehen, da er anschließend nie wieder auftreten wollte. Die Vorbereitungen waren schon sehr weit gediehen, doch Michael befürchtete, er würde die damit verbundenen Strapazen körperlich nicht durchstehen und regresspflichtig gemacht werden.
Seine Karriere war mächtig den Bach runter gegangen war, seitdem wir damals in Hannover zusammen diniert hatten. 1993 hatte er sich mit einem raffgierigen Zahnarzt außergerichtlich geeinigt und ihm zwanzig Millionen Dollar gezahlt hatte, um einem Prozess wegen Missbrauchs von dessen Sohn zu entgehen, den Jackson voraussichtlich wohl gewonnen hätte — er wollte einfach nur seine Ruhe haben. Als er sich im Jahr 2005 erneut wegen Sex mit einem Minderjährigen vor Gericht verantworten musste, wurde er zwar freigesprochen, stand aber auch kurz vor der Insolvenz.
Ihm war wirklich übel mitgespielt worden. Bei Elvis hatte man sich nicht so darüber empört, als ihm die vierzehnjährige Priscilla Beaulieu zugeführt wurde — so viel zum Thema Rassismus.
Als er eine Summe nannte, mit der er mich entlohnen wollte, überlegte ich nicht lange, sondern versprach, ihm zu helfen. Von dem Geld könnte Maybellene sorgenfrei leben und sich all ihre Wünsche erfüllen. Ich besuchte ihn daheim in L.A. und war erschüttert. Er hatte in der Tat körperlich stark abgebaut und litt unter Essproblemen und Schlaflosigkeit, was mir auch seine Ernährungsberaterin Cherilyn Lee bestätigte.
Michael hatte es nie leicht gehabt in seinem Leben. Sein Vater Joe, ein tumber und zu Gewaltausbrüchen neigender Mann mit einem sehr schlichten Gemüt, hatte ihn als Kind häufig verprügelt, sodass Jacko später den Kontakt zu ihm abbrach. Seine Kindheit und Jugend hatte er auf der Bühne verbracht, sodass er in seiner sexuellen Entwicklung zurückgeblieben war; insofern war es auch kein Wunder, dass er mit pubertierenden Jungs Pyjama-Partys feierte und sich mit ihnen Kissenschlachten lieferte.
Den großen Durchbruch hatte er in den frühen Achtzigerjahren erzielt, als sein Album Thriller veröffentlicht wurde, das mit einhundertvierzig Millionen Tonträgern noch immer das meistverkaufte Album aller Zeiten ist. An ein Leben, wie es jeder Sterbliche gewohnt ist, war da nicht mehr zu denken, und so zog er sich auf seine Neverland-Ranch im kalifornischen Santa Ynez Valley zurück, wo er unter einem Sauerstoffzelt schlief, um ewig jung zu bleiben, und voller Begeisterung Karrussell fuhr wie ein Fünfjähriger oder mit Bubbles spielte, seinem Schimpansen.
Weil sein Vater ihn wegen seiner platten Nase immer »Big Nose« genannt und gehänselt hatte, ließ er sich die Nase richten, worüber sich auch diejenigen lustig machten, die ihre Titten mit Silikon wieder in Form gebracht hatten. Zu allem Überfluss litt er auch noch unter Vitiligo, einer Pigmentstörung, die seine schwarze Haut zunehmend erhellte, und musste ein paar Stadion-Shows in Asien absagen, weil er völlig dehydriert war.
Seine Ehe mit Lisa Marie Presley, der Tochter von Elvis, war kinderlos geblieben, sodass er schließlich die Krankenschwester Debbie Rowe heiratete, die ihm zwei Kinder gebar, wobei sich jeder, der Michael einmal begegnet war, fragte, wie sie das denn angestellt hatten — per künstlicher Befruchtung?
Mit der Zeit glich Jacko immer mehr einer bedauernswerten Comic-Figur, die niemand mehr ernst nahm. Und so sah er nur noch eine Möglichkeit, um all den Halsabschneidern und Heuschrecken zu entkommen — er musste sterben.
Als er mir seine Situation erläuterte, stimmte ich ihm zu — allein schon wegen des Honorars, mit dem ich Maybellenes Zukunft vergolden wollte. Dennoch erhob ich Einwände.
»Wie stellst du dir das denn vor? Sobald du tot bist, wird man deinen Leichnam einer Autopsie unterziehen und schnell herausfinden, ob man dir eine Überdosis von was auch immer verpasst hat. Das ist mir, ehrlich gesagt, zu
Michael war aber nicht umsonst so schnell so erfolgreich geworden, sondern gedanklich immer einen Schritt voraus.
»Ich lasse mir aktuell gleich von mehreren Ärzten Propofol verschreiben, ein Narkosemittel, das eigentlich nur von Anästhesisten in Krankenhäusern verabreicht werden darf. Ich nehme es, weil ich sonst nicht schlafen kann. Die Ärzte wissen nicht voneinander. Mein Leibarzt, Dr. Conrad Murray, und mein langjähriger Hautarzt, Dr. Arnold Klein, haben noch nie miteinander gesprochen. Und ich erhalte auch noch von drei anderen Ärzten Propofol, von denen beide nichts wissen.«
»Dann bist du ja bestens versorgt und hast es selbst in der Hand«, erwiderte ich. »Wofür brauchst du dann mich noch?«
»Ich möchte sichergehen, dass ich nicht wieder ins Leben zurückgeholt werde. Und wie man mir sagte, bist du ein Experte, was das angeht.«
Michael Jackson meinte es offenbar wirklich ernst. Er wollte von sich aus abtreten, um auch zum größten toten Popstar zu werden und Elvis ein für alle Mal von der Spitze der bestverdienenden Toten zu verdrängen. Warum hätte ich ihm das ausreden sollen? Das war schließlich mein Metier.
»Das verdient meinen ganzen Respekt«, sagte ich ihm. »Meiner Meinung nach kann man von dir zwar musikalisch noch einiges erwarten, aber du hast schon Recht: lieber zu früh als zu spät. Du wärst jedenfalls der erste, der sich nicht an seinem Thron festklammert, sondern freiwillig abtritt.«
Ein scheues Lächeln huschte über sein abgemagertes Gesicht, das immer noch Millionen von Fans verzauberte. »Dann sind wir uns also einig?«
»Gimme five«, sagte ich nur. Und damit war unser Abkommen besiegelt.

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