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You're never too young to be a dirty old fan

Beschleunigen first. Bremsen second

Die Schlagersängerin Alexandra trat 1969 dem Club 27 bei, als sie auf der Fahrt nach Sylt das Brems- mit dem Gaspedal verwechselte. Paul Walker wurde durch Filme über illegale Straßenrennen berühmt, bevor er gegen einen Baum fuhr und verbrannte. Nachdem Lynyrd Skynyrd mit „Sweet Home Alabama” die definitive Südstaaten-Hymne geschrieben hatten, stürzten sie mit dem Flugzeug ab. Und Falco wollte wie James Dean sterben, der erst nach seinem Tod zum Mythos geworden war — „auf einer Kreuzung, im Porsche. Zack. Aus.”

Das Leben und der Tod liegen bei Autounfällen so nahe beinander wie beim Rock’n’Roll. Und wie um den Tod von Elvis, Jim Morrison oder Kurt Cobain ranken sich um sie Mythen und Verschwörungstheorien, die längst essentieller Bestandteil der Popkultur sind, wie wir sie kennen. Allein in den klassischen Autozeitschriften ist nie vom Tod und immer nur von der Sicherheit eines Fahrzeugs die Rede. Man will ja schließlich nicht die Anzeigenkunden vergraulen, die familienfreundliche SUVs und Kleinstwagen für alleinstehende Angestellte bewerben und so Geld in die Kassen spülen. „Only in it for the money”, wie Frank Zappa mal sang.

Der „Motoraver” hatte dieses Problem nie. Weil in diesem „Auto-Punk-Magazin” ohnehin niemand Anzeigen für den neuen Honda oder Hyundai schaltete, musste es auch nie die Rolling-Stones-Mogelpackung des Golf Polo abfeiern und konnte sich die Freiheit nehmen, über alles zu berichten, was mit Autos und dem Drive-Style darum herum zu tun hat. Über den Rausch der Geschwindigkeit und die Räusche beim Autofahren. Die Straßen der Sehnsucht und die Autos der RAF. Oder eben über legendäre Unfälle. Und das Beste war: Man musste nicht stromlinienförmig schreiben, und die Kolumnen wurden auch nicht im Windkanal eines BMW-fahrenden Chefredakteurs getestet. Rock & Roll!

Mit dem im Heel Verlag erschienenem Bildband „Die Generation Autopunk”, der auch zwei Beiträge von mir enthält, blickt der Herausgeber Helge Thomsen ausnahmsweise mal in den Rückspiegel und dokumentiert die Geschichte dieses ersten deutschen Drivestyle-Magazins, das zum Albtraum aller Chrompolierer und TÜV-Prüfer wurde.

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